Bemerkung |
Vortragender:
Prof. Dr. Günther Oestmann (Bremen / TU Berlin)
Astract:
Zur Geschichte der Ortsbestimmung auf See
Heutzutage ist es spielend leicht, mittels satellitengestützter Navigation, dem „Global Positioning System“ – kurz GPS – die eigene Position auf dem Globus durch Tastendruck präzise zu bestimmen. Hierbei werden die Signale von mehreren gleichzeitig sichtbaren Satelliten genutzt, aus deren Laufzeitunterschieden zum Standort eines Empfängers dessen Position errechnet werden kann. Entsprechende Geräte sind billig zu haben und werden bereits vielfach eingesetzt. Der Weg hin zu diesem Entwicklungsstand war lang und durchaus nicht immer geradlinig. Wer sich in früheren Jahrhunderten auf die See hinauswagte, tat gut daran, sich in Sichtweite der Küste zu halten. Besondere Landmarken, Inseln und Kirchtürmen dienten der Orientierung, und für lange Zeit erfolgte die Schiffahrt allein nach lokaler Kenntnis der Küstenlinie, Wind- und Meeresströmungen. Diese Erfahrungen wurden mündlich überliefert, jedoch im mediterranen Bereich zuerst um die Mitte des 13. Jahrhunderts, in Nordwesteuropa ab dem 15. Jahrhundert auch schriftlich festgehalten. In dieser Zeit kam der Kompaß als Hilfsmittel der Navigation in Gebrauch. Ungefähr ab dem Ende des 13. Jahrhunderts existierten erste Seekarten, die sogenannten Portulane, auf welchen das Mittelmeer und die Positionen der Hafenstädte bereits in großer Genauigkeit dargestellt waren. Im Verlauf des 15. Jahrhunderts wurden in Portugal Verfahren zur Bestimmung der geographischen Breite entwickelt und Winkelmeßinstrumente – die bereits früher im islamisch-arabischen Kulturkreis zur Anwendung gekommen waren – eingesetzt. 1569 schuf Gerhard Mercator eine Weltkarte mit der nach ihm benannten, winkeltreuen Projektion. Diese ermöglichte die Herstellung von Seekarten, auf denen sich der Kurs eines Schiffes als gerade Linie eintragen ließ. Die verschiedenen Verfahren der Längenbestimmung auf See waren zu diesem Zeitpunkt zumindest in der Theorie bereits bekannt, doch sollten noch über zwei Jahrhunderte vergehen, bis das Problem eine praktikable Lösung fand. Durch die Erfindung des Spiegelsextanten, dem von John Harrison gebauten Chronometer und die Publikation hinreichend genauer Tafeln der Bewegung des Mondes war die sichere Positionsbestimmung auf See um die Mitte des 18. Jahrhunderts schließlich möglich geworden. Mit der Entdeckung der Standlinienmethode durch den amerikanischen Kapitän Thomas Sumner im Jahre 1837 kam ein wichtiges Verfahren hinzu, das 1875 von dem Franzosen Marcq St. Hilaire erweitert wurde und noch heute Anwendung findet. Durch die Entwicklung der Funk- und Trägheitsnavigation wurde die Ortsbestimmung schließlich unabhängig von Beobachtungen der Himmelskörper. Die satellitengestützte Navigation stellt hingegen eine Verbindung von astronomischer Navigation und Funknavigation dar. |